ELZ, DIE SIEDLUNG BEI DEN ERLEN AM BACH
Wie jeder Berg und jedesmal, jeder Baum und jeder Strauch, jedes Haus
und jeder Mensch, so hat auch der Name des Dorfes seine eigene Geschichte.
Der Ursprung des Dorfes und seines Namens liegt immer noch verborgen im Dunkel
der Geschichte. Name und Bewohner der vorgeschichtlichen Siedlung, auf die
die Ausgrabungen von acht Hügelgräbern im Jahre 1938 im Distrikt
"Untere Heide" hinweisen, sind unbekannt. Unbekannt blieb auch der
Name einer dem heutigen Ortskern näheren und tiefer gelegenen frühgeschichtlichen
Siedlung, auf die lediglich einige mit Steinplatten ausgelegte Gräber
auf dem Ohlenberg hindeuten.
Die erste Erwähnung des Ortsnamens findet sich in der heute nicht mehr
vorhandenen Wiltrud-Urkunde des Jahres 933, wie Helmuth Gensicke 1956 auch
besitzgeschichtlich nachweisen konnte. Danach schenkte Wiltrud, die Mutter
des Grafen Konrad Kurzbold vom Niederlahngau, dem Kloster Seligenstadt am
Main den Salzehnten in der "elisser mark". Bis 1956 hieß es
in den gedruckten Urkundenbüchern irrtümlich "disser mark",
selbst in den berühmten "Monumenta Germania Historica, Dipl. Heinr.
II.". Ein Lesefehler hatte sich eingeschlichen, das "ei" war
zu einem "d" zusammengezogen worden, aus der "elisser mark"
war eine "disser mark" geworden, aus einem Lesefehler ein jahrhundertealter
Druckfehler. Die erste heute noch erhaltene Urkunde mit dem Ortsnamen wurde
1145 ausgestellt, in der ein CUNRADO DE ELISE, ein Konrad von Elz, erwähnt
wird. Danach taucht immer wieder in den verschiedensten Urkunden des Mittelalters
und auch auf der Karte der "Hessischen Chronica" des Wilhelm Dilich
von 1605 der Name Else auf, Anfang des 19. Jahrhunderts dann die Bezeichnung
Els und in der 2. Hläfte des 19. Jahrhunderts der heutige Name Elz.
Da es in Deutschland vor Konrad Duden noch keine allgemeingltiüge Rechtschreibung
gab, notierte jeder Amtsschreiber den Namen des Dorfes so auf, wie er ihn
hörte. So finden sich auch noch andere Schreibweisen des Ortsnamens wie
Elss, Elsse, Elße, Elß oder Eltz. Dazu kommen die lateinischen
oder latinisierten Schreibweisen wie Elsa, Elyzacia bei Cäsarius von
Heisterbach und Elsza bei Johannes Mechtel; die Bewohner des Dodes wurden
als Elsani bezeichnet.
Der Name Elissa, dann Elise, sptäer Else (1234) bezeichnet eine nasse
Tallandschaft mit entsprechenden Pflanzengesellschaften. Er ist im weitesten
Sinne ein prähistorischer Gewässername, im engeren Sinne, genau
gesagt, in dieser Landschaft mit Gewässern ein Baumname, der dann später
auf die dort entstehende Siedlung überging. Im weitesten Sinne bezeichnet
er ein nasses und sumpfiges Tal, das im engeren Sinne von Bächen durchflossen
ist, an denen wasserliebende Erlen stehen und in deren Nähe sich schließlich
Menschen ansiedelten und ein Dorf gründeten.
So ist es auch verständlich, daß noch in Zedlers Universallexikon
von 1734 der größere, von Hadamar herkommende Bach den Namen Elß
oder Else hatte und der kleinere im Mittelalter Erlebach hieß mit Nieder-
und Oberer(le)bach im Westen.
Damit bedeutet Elz soviel wie Erle, die alte Siedlung am unteren Er(le)bach,
das große Dorf am heutigen Erbach.
Erle hieß im Althochdeutschen erila, sptäer elisa, im Altsächsischen
elora, im Norddeutschen Eller, im Mittelniederdeutschen "else" und
im Niederlnädischen "els". So ist der Ortsname Elz tief im
indoeuropäischen Sprachraum verwurzelt, von den drei Buchstaben haben
das "e" und das "l" wohl die tiefsten Wurzeln. Dagegen
wechselte immer wieder die Endung im Laufe der Geschichte.
Die weite Verbreitung der Erlen an den Bächen f¨hrte zu weiteren
gleich oder ähnlich klingenden Bach- und Ortsnamen im mitteleuropisächen
Sprachraum, deren bekanntester wohl das an der Elz liegende Schloß ist,
das viele Fremde vergeblich in Elz (Westerwald) suchen und das auch in der
Geschichtsschreibung zu manchen Verwechslungen Anlaß gab.
(Auszug aus der Elzer Chronik) |
Trotz allen Fortschritts hat die junge Generation eines mit hinübergerettet
in die Epoche des modernen Zeitalters: Die Tradition, die alten Sitten und
Gebräuche, die unsere Vorfahren erdachten und pflegten und die sich von
Generation zu Generation weiter vererbten bis in die heutige Zeit, zu erhalten.
So wie die Alten vor vielen Jahrzehnten ihre Kirmes feierten, so wird sie
auch heute noch von der Jugend und den Alten festlich begangen.
Unsere alte Dorfkirche wurde 1848 bei einem Unwetter so stark mitgenommen,
daß sie einstürzte, in den Jahren davor wurde sie von Unwettern
schon sehr stark mitgenommen. Am 24. Juli 1851 Nachmittags um 1 Uhr wurde
der Grundstein von Pfarrer Georg Adam Reiserth zur neuen Kirche gelegt. Nach
dem Plan des Landesbaumeisters Rock aus Nassau, entsteht in 3 1/2 Jahren ein
großzügiges Bauwerk mit Raumverhältnissen ausgestattet die
weit Ober die damaligen Bedürfnisse hinausgegangen sind und bis in unsere
Tage ausreichen. Im Jahre 1854 hatte - Elz - eine Einwohnerzahl von 2000 Borgern.
Am 19. November 1854 fand die Einweihung der Kirche durch den Limburger Bischof
Peter Josef Blum statt. Die Kirche kostete nach ihrer Fertigstellung im Jahre
1854 - 36.000,- RM.
Kirchwelhe im katholischen Sinne heißt die feierliche liturgische Handlung,
durch die ein Kirchengebäude zur Wohnstätte Gottes geweiht wurde.
Auch die Feier des alljährlichen Gedächnistages der Kirchweihe ist
uralt. Diesen Jahrestag nennt man kurz Kirmes (von Kirchweihmesse abgeleitet).
Nirgends wird die Kirmes zünftiger gefeiert als in ELZ dem stolzen, traditionsverbundenen
Dorf, das nicht städtisch sein will, aber größer und lebendiger
als die meisten Städtchen des Nassauer Landes ist. Kein Ort in der Nähe
kann sich rühmen, das Kirchweihfest so anziehend und voll sprühender
Geselligkeit zu feiern. Verschiedenes weist auf die Sonderstellung der Elzer
Kirmes hin. Abgesehen von ihrem Termin in der dritten Septemberwoche, wenn
weit und breit kein anderes Fest auch dem Programm steht, wird sie vier Tage
lang gefeiert.
Das Recht auf die Kirmesfreude hat der Elzer Heimatdichter Paul Blättel
(Text) und Paul Kalb (Melodie) in der ersten Strophe des 1922 geschriebenen
Elzer Kirmesliedes festgehalten: |